Der Stich einer mit FSME-Viren infizierten Zecke führt nicht zwangsläufig zum Ausbruch der Erkrankung. Bei den meisten Menschen bleibt er folgenlos oder es treten kaum merkliche Krankheitszeichen auf. Etwa jeder dritte Infizierte erkrankt, mancher davon schwer. Welche Personengruppen besonders gefährdet sind, lässt sich nicht vorhersagen. Statistische Auswertungen zeigen, dass bei älteren Menschen der Krankheitsverlauf meist schlimmer ist als bei jüngeren und bei Männern die Krankheit häufiger auftritt als bei Frauen.
Kommt es zum Ausbruch der FSME, verläuft die Erkrankung typischerweise in 2 Stadien:
Stadium 1: Der Patient leidet etwa ein bis zwei Wochen nach dem Stich an unspezifischen, grippeähnlichen Symptomen mit Fieber, Unwohlsein, Kopfund Gliederschmerzen. Da viele gar nicht bemerkt haben, dass sie zuvor von einer Zecke gestochen wurden, vermuten sie oftmals eine Sommergrippe als Ursache der Krankheitszeichen. Nach ein paar Tagen lässt das Fieber nach. Für manche ist nach diesem ersten Krankheitsstadium auch die Krankheit überstanden.
Stadium 2: Steigt nach der fieber- und beschwerdefreien Phase von etwa einer Woche das Fieber plötzlich wieder stark an, dann hat das Virus wahrscheinlich die Hirnhäute oder sogar das zentrale Nervensystem befallen. Die Schwere der Erkrankung hängt nun davon ab, wo sich die Entzündung ausbreitet. Bei etwa der Hälfte der Patienten sind "nur" die Hirnhäute entzündet (Meningitis), bei schweren Verläufen kommt es außerdem zu einer Gehirnentzündung (Meningoenzephalitis), seltener zu einer Rückenmarksentzündung (Meningoenzephalomyelitis). Neben dem hohen Fieber leiden fast alle Patienten an sehr starken Kopfschmerzen und Nackensteifigkeit. Bei einer Meningoenzephalitis treten mitunter Bewusstseins- und Gleichgewichtsstörungen sowie Lähmungserscheinungen und Atemstörungen auf. Je nachdem, welche Hirnregion entzündet ist, können schwere Formen der FSME Zittern, Gesichtslähmungen, epileptische Anfälle, Sprach- und Schluckstörungen verursachen.
Etwa 30 % aller mit dem FSME-Virus infizierten Personen sind frei von Symptomen, 30–50 % erkranken nur im 1. Stadium.
Weisen die Krankheitszeichen auf FSME hin, kann der Arzt durch Untersuchungen des Blutes und der Gehirn- und Rückenmarksflüssigkeit die entzündlichen Veränderungen nachweisen. Bestätigt sich der Verdacht, bleibt nur die Möglichkeit, die Symptome zu behandeln. Eine ursächliche Therapie gegen FSME gibt es nicht. Die meisten Patienten erhalten Medikamente gegen die starken Kopfschmerzen und ggf. fiebersenkende Mittel. Bei schweren Verläufen, insbesondere im Fall von Atemlähmung oder schweren Bewusstseinsstörungen, müssen die Betroffenen intensiv im Krankenhaus überwacht werden. Bei einigen neurologischen Störungen, z. B. Lähmungserscheinungen, Sprachund Schluckstörungen, sind u. U. langfristige Therapien wie Krankengymnastik, Ergotherapie und Logopädie erforderlich.
Leichte Formen der FSME heilen in der Regel ohne Folgen ab. Insbesondere für Patienten, die "nur" eine Hirnhautentzündung erleiden, sind die Prognosen gut. Ungünstiger sieht es für Patienten aus, bei denen auch Gehirn und Rückenmark entzündet sind. Man geht davon aus, dass etwa 20 Prozent der Patienten mit Meningoenzephalitis und etwa 50 Prozent der Patienten mit Meningoenzephalomyelitis nicht wieder vollständig gesund werden. Die Betroffenen leiden langanhaltend oder dauerhaft an Folgeschäden wie Kopfschmerzen, Müdigkeit, Konzentrations- und Gedächtnisschwäche, Lähmungen und neuropsychologischen Störungen.
Der Lebensraum der Zecken, die mit FSME-Viren infiziert sind, war in Deutschland lange Zeit auf Gebiete im Süden des Landes begrenzt. Mittlerweile dehnt er sich immer weiter nach Norden aus. Als Risikogebiete für eine FSME-Infektion gelten in Deutschland derzeit vor allem Bayern, Baden-Württemberg sowie einzelne Landkreise von Hessen, Thüringen, Rheinland-Pfalz, Saarland und Sachsen.
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Definierte FSME-Risikogebiete nach Angaben des Robert-Koch-Instituts
Landkreise mit vereinzelt auftretenden autochthonen FSME-Erkrankungen, die jedoch nicht der Definition für ein FSME-Risikogebiet laut dem Robert-Koch-Institut entsprechen.
(Quelle: RKI Epid. Bull. 18/2016 ); (Bildquelle: www.zecken.de; Pfizer)
Europaweit werden u. a. die baltischen Staaten, Russland, Weißrussland sowie Regionen in der Ukraine, in Polen, Tschechien, der Slowakei, Österreich, Slowenien und der Schweiz als Risikogebiete eingestuft.
(Quellen: 1. Süss J. Epidemiology and ecology of TBE relevant to the production of e ective vaccines. Vaccine 2003:S1/19-35; 2. Süss J. Tick-borne encephalitis 2010: Epidemiology, risk areas, and virus strains in Europe and Asia – An overview. Ticks Tick Borne Dis 2011;2:2-15; 3. Amato-Gauci AJ et al. Tick-borne encephalitis joins the diseases under surveillance in the European Union. Euro Surveill. (2012); 17(42); 4. Robert Koch-Institut (RKI), Epi. Bull. 18/2016); (Bildquelle: www.zecken.de; Pfizer))
Aber auch in den Risikogebieten tragen bei weitem nicht alle Zecken das FSME-Virus. Die Gefahr, dass dort der Stich einer Zecke zu einer FSME-Infektion führt, sollte dennoch nicht unterschätzt werden. In Anbetracht der Tatsache, dass FSME nicht behandelt und die Schwere des Verlaufs medizinisch nicht beeinflusst werden kann, sollten vielmehr die Möglichkeiten der Vorbeugung genutzt werden.
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